Tag 4

03.05.19 

 

Pamplona - Ciraquai 32km 

 

Nachtrag am 19.05.19

Text wurde auf Wunsch von Kirsten geschwärzt. Ich bitte euch das zu respektieren.

 

Trotz des Schnarch-Orchesters bin ich dann irgendwann eingeschlafen. An alle Frauen da draußen... Respekt, wenn ihr so Schnarcher zuhause habt. Mein Mitgefühl habt ihr. Es war wie in Konzert, einer fängt an der andere macht weiter und dann schnarchen alle zusammen, wie eine Symphonie. 

Um 6 Uhr haben uns die zwei warmen Herbergsbrüder dann geweckt. Ich glaube, dass er beim öffnen der Tür erstmal einen Schock bekommen hat. In unserem 6 Bett Zimmer war eine Luft drin, unbeschreiblich. Der Geruch ist mir um 5 Uhr, als ich kurz wach wurde schon aufgefallen, deswegen habe ich von da an, mir den Schlafsack bis über den Kopf 

gezogen. Wir hatten einen im Zimmer, der wohl schon länger nicht geduscht hat. Wenn du den Camino alleine gehen möchtest, musst du genau so riechen. 

Ich finde, dass ich jetzt gut organisier bin. Ich brauche morgens nicht ganz so lange.

Zum Abschied gibt mir dann der eine Herbergsbruder dann die Hand hält sie fest und betet für mich. Ich bedanke mich für die tolle Gastfreundschaft . Wirklich supersympathisch die zwei. Nochmals danke, ihr macht einen tollen Job.

Marrden bleibt noch eine Nacht in Pamplona weil seine Hüfte immer noch nicht mitmacht. Sam bleibt auch, da ihr Zug um 13 Uhr nach Leon fährt. Bleiben nur noch Kirsten die Australierin und ich. Wir verabschieden uns von Sam und Marrden und ziehen los. Die Wetterbedingungen sehen heute nicht rosig aus. Regen ist angesagt. Ich sollte darauf hören. Als wir mitten durch die Einkaufsstrassen von Pamplona laufen fängt es dann an zu regnen. Nicht so stark, dass ich mir den gelben Poncho anziehen werde. Das sollte sich jedoch später als Fehler entpuppen. Kurz vor der Toren von Pamplona dann Weltuntergang. Aber in der Zeit bis ich die Jacke ausgezogen und den Poncho angezogen, bin ich nass bis auf die Knochen. Jacke nass, Poncho nass,  Rucksack nass, Vedat nass. Die einzige die sich darüber amüsiert ist Kirsten. Die liegt lachend auf den Boden, weil ich fluche. Vielleicht zu viele F. Wörter, die ich von mir gebe. Von Pamplona aus geht es über Schotterwege nach Cizur Menor. Es regnet was aber meiner Laune nicht schadet. Ich muss hier einiges ändern. Das auf dem Jakobsweg Sachen nass oder dreckig werden, ist völlig normal. Ich muss mir sagen, „es ist wie es ist“ nicht zuviel darüber nachdenken, ich kann es eh nicht ändern.

Also entspannen und einfach weitergehen. Kirsten und ich sind unterschiedlich schnell. Mal überhole ich sie, mal sie mich. Als wir dann ein Stück gemeinsam gehen, erzählt sie mir ihre Geschichte. Von Vater misshandelt, mit 10 Jahren die erste Kippe, es folgten später ———— und Alkohol. Nachdem die sich dann das erste ——- ————weiß sie, dass sie so nicht weiterleben kann. Bevor sie sich mit den scheiss umbringt muss sie ihr Leben ändern. Sie drückt nochmal die Schulbank, studiert und wird Lehrerin. Trotzdem haben die ——- und ihr Vater Narben bei ihr hinterlassen. Ihre Männer waren ein Reinfall. Sie hat eine pubertierende Tochter, die sich Cuttet weil sie sich für hässlich und dick hält, dabei ist sie eine hübsches junges Mädchen. Ihr 19 jährige Sohn wohnt seit kurzem bei seinem Vater wo er aber jetzt vorbei paar Tagen wohl abgehauen ist. Kirsten hat es es nicht einfach aber sie macht das Beste daraus. Die ist eine Kämpfernatur.

Sie schreibt an einem Buch über ihr Leben. Als ich sie frage, dass wenn das Buch dann der burner wird und man es eventuell verfilmen möchte, wer sollte mich ihrer Meinung nach spielen, war ihre Antwort“ Jason Statham. Ja ist ein cooler Typ, I agree. Er ist ein seht gut aussehender Mann, wie ich eben.

Ja so hat halt jeder so seine Geschichte auf dem Camino Santiago. 

Von Cizur Menor gehts nach Zariquiegui. Kein Mensch keine diesen Ortsnamen aussprechen. Dort gibt es dann einen Kaffee to go und einen Riesen Muffin. Beim Öffnen des Muffins schütte ich mir dann den heissen Kaffee geschickt über Finger. Wer kann der kann. Von dort aus sind es dann nochmals 7km bis zur Passhöhe Puerto de Perdon. Der Legende nach soll der Teufel hier einem Pilger das Versprechen gegeben haben Wasser zu bekommen, wenn er schlecht über Jakobus und Gott reden würde. Der gläubige Pilger soll dem natürlich widersprochen haben und so hätte ihm Jakobus persönlich das Wasser gereicht. Seither befindet sich laut der Überlieferung der Pilgerbrunnen dort an dieser Stelle. Mittlerweile stehen dort auch das bekannte Denkmal des Pilgerzuges. 

Heute ist es das erste Mal, dass ich meinen Rucksack kaum beim Laufen spüre. Der Körper gewöhnt sich langsam an die Strapazen. Heute ziehen wir da Tempo etwas an und gehen noch 14km nach Ciraurqui. Mrs Texas Kimmi ist mit Luis dort und die Beiden haben zwei Betten in einem 12 Bettenzimmer reserviert. Leider ist es hier auf dem Jakobsweg kaum mehr möglich einen Schlafplatz zu bekomme, außer wenn man A nicht schon um 12 Uhr vor der Herberge steht oder B reserviert. Beides widerstrebt mir aber muss jetzt mal eben so sein. Auf dem Weg zu Herberge treffen wir auf zwei Deutsche, eine aus Trier die andere auf Frankfurt. Beide quasi Nachbarn. In der Herberge angekommen wird sich erstmal herzlich gegrüßt. Mittlerweile kennt man sich ja schon ein wenig, schließlich laufen alle so ähnliche Etappen oder man hat schon mal auf dem Weg miteinander geredet. Bei dem heutigen Wetter und nach 32km will ich nur eine heisse Dusche. Danach Sachen trocken und ein wenig ausruhen. Füße und Waden werden schön mit Volaren eingerieben. Die müssen morgen wieder Leistung bringen. Die Übernachtung und das Pilgermenu kosten zusammen24€ und Leute, das Essen kann sich sehen lassen. Die Herbergsmutter ist super lieb und kann zudem noch kochen. Es gibt als Vorspeise Salat, Hauptgericht Riesengarnelen mit einer Kichererbsensuppe. Dazu soviel Brot und Wein wie das Herz begehrt. Zum Nachtisch Karamellpuding. Der Besuch im der Alberque Maralotx ist ein muss auf dem Jakobsweg. Nach dem Essen gehts heute direkt ins Bett. Ok zuerst schreiben und dann ins Bett. Wie immer ist es sehr mühselig alles in das IPhone zu tippen aber was anderes hab ich nicht. Shit, schon wieder 0:31 Uhr, bin im Arsch heute und deswegen in diesem Sinne, buenas noches amigos

 

Man kann laufen so weit man will, man sieht überall nur seinen eigenen Horizont. 

Max von Eyth