Tag 5

04.05.19

 

Ciraquai - Los Arcos 37km

 

Liege in Los Arcos in einem Hotel und habe ein Einzelzimmer. Man merkt erst was man so im normalen Leben alles so besitzt, wenn man es nicht mehr hat. Privatsphäre !!! Die gestrige Nacht ( Schnarch Orchester vom Feinsten)  und das hier echt keine Herberge mehr frei ist, hat uns dazu bewegt, heute in einem Hotel zu übernachten. Wir haben mit fünf Personen, vier Zimmer. Wir Männer haben Einzelzimmer und die Damen teilen sich ein Doppelbett.

Heute haben wir echt viele km geschrubbt. War eine relativ einfache Strecke aber mit vielen Schotterwegen.

Ich bin als letztes aus der Herberge und wollte einfach mal wieder für mich sein. Das tun, warum ich hier bin. Über das Leben nachzudenken. Und das kann man wie ich finde am besten alleine. Wie jeden Tag bin ich auf der Suche nach den Wegweisen, der Jakobsmuschel. Die Muschel ist das Symbol für den Jakobsweg und das Erkennungszeichen für Pilger. Der Legende nach, soll Jakobus einen Adeligen vor dem ertrinken geregten haben. Als er den jungen Mann herauszog, war dieser voll von Muscheln bedeckt. Seitdem gilt die Muschel als Erkennungszeichen für Pilger. Überall auf dem Camino dienen die Muschel als Wegweiser, man muss sie nur finden. Ich finde, dass das eine junge Frau in ihrem Blog ganz gut beschrieben. Sie möge mir für das Klauen ihres Gedankenguts verzeihen. Es ist wie das Spiel aus meiner Kindheit, es ist wie eine Schnitzeljagd. Immer auf der Suche nach der Muschel oder einen gelben Feil, die dich dann schlussendlich zum Ziel führen soll. Ich gehe in Cirauqui über die alten und schon fast verrotteten Römerbrücke in Richtung Lorca. In Lorca erstmal einen Cappuccino. Dann gehts gleich weiter. Im nächsten Ort Villatuerta treffe ich dann auf den Rest der Truppe. Kirsten, Kimmi und Luis. Gemeinsam gehen wir weiter über die steinige Piste. Nächstes Ziel heißt Ayegui. Dort gibt es einen Brunnen, aus dem statt Wasser,Wein kommt. Das ist so mega. An dem Brunnen verbringen wir ne ganze Weile. Essen unserer mitgebrachtes Brot, Salami, Käse. Dazu der Wein aus dem Brunnen. That is so amazing. Nachdem recht üppigen Frühstück und dem ganzen Wein, geht es wieder weiter. Wollen tun die Füßen aber schon lange nicht mehr und bis Los Arcos sind es noch ca. 20km. 

Unterwegs treffen wir dann auch noch auf Mark. Frankokanadier 42 Jahre, seit 34 Tagen auf dem Camino unterwegs. Er ist im Süden Frankreichs gestartet in Le Puye. Komplett durchgeknallter Typ aber super geil drauf. Heute stehen nur Schotterpisten an und die ziehen dich auch noch. Bei Villamayor stoppen wir am Verkaufswagen um etwas Flüssigkeit  und Bananen zu unszukämen. 

Der Verkäufer ist alle Caminos selber gelaufen. Krass. Ankunft in Los Arcos. Zwei Pilger, die sich angeschlossen haben, haben hier im Ort keine Herberge gebucht. Sie laufen rum und sind auf der Suche nach einem Bett für heute Nacht. Tun Glück hat Luis zusammen mit Kimmi von unterwegs aus das Hotel gebucht, sonst würden wir auch ohne Schlafmöglichkeit da stehen. 24€ pro Person ist natürlich auch nicht gerade günstig aber bevor ich nix habe, nehme ich das Einzelzimmer. Eine Wanne haben wir auch noch, supi. Erst mal zuhause anrufen und fragen wie es allen geht. Danach mal kurz auf WhatsApp, fertig. Nachdem alle fertig geduscht haben, lass ich die Wanne volllaufen und leg mich gemütlich hinein. Die kleinen Dinge im Leben können so gut sein. Nach über einer Stunde dann raus aus der Wanne und die Wunden lecken. 

Voltaren ist ein guter Freund geworden. Heute essen ich mal das, was noch so ihm Rucksack gibt. Ist nicht besonders viel aber nicht das ich schwerer zurückkomme als ist hin bin. Die Augen sind heute besonders schwer. Es ist ja auch 0:40 Uhr. Der Vorteil ist, dass uns morgen keiner weckt. Ich kann also mal länger schlafen. Mal sehen, wohin es mich morgen verschlägt. In diesem Sinne 

buenos noches amigos

 

Man kann sich wohl den Weg wählen, aber nicht die Menschen, denen man begegnet.

Arthur Schnitzler