07.05.19
Azofra - Villamayor del Rio 35km
Nachtrag von gestern.... vielleicht hat jemand das Bild vom Abendessen gestern.
Wie wir alle in dem Restaurant in Azofra gesessen haben. Wäre schön wenn einer/eine mir eine Nachricht schreibt, danke.
So gut wie heute habe ich seit langem nicht geschlafen. Ich war aber auch unfassbar müde. Ist auch kein Wunder wenn man nur 4 bis 5 Stunden am Tag schläft und dann noch den ganzen Tag x km geht.
Es war ein echt guterTag gestern, mit sehr interessanten Begegungen. Ich glaube, dass ist es, was den Camino ausmacht.
Kurz vor Sonnenaufgang gehts dann wieder auf die Piste. On the road again.
Nach einer kurzen Weile, merke ich, dass hinter mir einer Gas gibt. Von mir aus, soll er doch. Ich muss keinem was beweisen.
Als er an mir vorbeigeht, dreh ich mich um und wünsche ich ihm buen Camino, dabei fällt mir die Deutschland Flagge auf seinem Rucksack auf. Ich sag“ ach da hätte ich ja auch guten Tag sagen können“ er dreht sich zum mir um und legt mit seinem sächsischen Dialekt gleich los“ nü ja tüt im leid aber er möchte sich nicht unterhalten“ immer wollen die Leute nur reden und so und er möchte nur seine Ruhe haben. „Ok, sorry damit kann ich sehr gut leben, dann schreibe ich weiter an meinem Blog“ da ich nicht gefragt habe, ob ich ihn namentlich hier erwähnen darf, nennen wir in mal Udo. Da kommt Udo näher und fragt mich“ was ist ein Blog?“ ich erkläre im, dass ich sowas wie ein Tagebuch schreibe und meine Freunde und Familie zuhause können das dann lesen. „ ich hab auch ein Smartphone, aber das benutzt ich nur für Fotos und zum telefonieren“. Und dann beginnt der Typ, der nicht reden will, mir deine ganze Lebensgeschichte zu erzählen. Das er Frührentner ist weil er einen Unfall mit dem Fahrrad hatte. Wo er herkommt, wo seine Tochter studiert hat, das er in der Abendschule versucht hat englisch zu lernen, weil er keinen Brocken dieser Sprache kann und und und. Ich schaffe gerade mal , ja und hmm ok, zu sagen, da fällt er mir schon wieder ins Wort. Ich denke mir so, Alter wie lange hast du denn mit keinem Menschen mehr geredet, dass du so ein Redebedarf hast? Zum Schluss kommt aber seine beste Story. Vor ein paar Tagen sei an einer Steigung wohl zusammengebrochen. Krankenwagen und Polizei wären angerückt um den Pilger zu versorgen. Es sagt mit seinem sächsischen Dialekt“ da bin ich so schnell ich konnte dann hin, nicht das alles fertig ist wenn ich komme“ Alter Schwede, wegen solchen Typen wie dir, sterben Menschen, weil die Helfer es nicht schaffen zu den Verletzten zu kommen. Nachdem er mir 30 Minuten meiner Lebenszeit geklaut hat, beende ich das Gespräch, indem ich mir meine Kopfhörer in die Ohren stecke und im signalisiere, dass ich genug hab.
Gut jetzt bin ich auf jeden Fall wach, dank Udo. Den Rest des Weges bis kurz vor Santo Domingo gehe ich alleine. Vor der Stadtgrenze treffe ich auf eine ältere Kanadiern, die ich bitte ein Bild von mir zu machen. Gemeinsam gehen wir bis in ein Restaurant in der Stadt. Dort treffe ich auf Kirsten. Sie hat ein paar Etappen übersprungen weil sie Schmerzen in der Hüfte hat. Sie war hier beim Arzt und der hat ihr für ein paar Tage Camino Verbot erteilt. Ich setzt mich zu ihr bestelle mir einen Café con leche und ein belegtes Brötchen mit Schinken und Paprika. Es tut mir leid für sie, dass sie jetzt gehen kann und sie wird wohl weiter nach Burgos fahren und dort dann wenn alles bis dahin gut ist, mit uns wieder einsteigen. Da Kirsten ja jetzt Zeit hat und eine begabte Malerin ist, bitte ich sie um einen Gefallen. Ich bitte sie darum, mir ein Tattoo zu zeichnen, welches ich mir dann, wenn ich es bis Santiago schaffe, dort tätowieren lasse. Sie sagt, dass es ihr eine Ehre sei und sie mir bis Santiago etwas zeichnet, was mir dann hoffentlich auch gefällt.
Ich umarme sie, wünsche ihr gute Besserung und gehe aus dem Restaurant. Draußen sitzt noch die Kanadierin. Neben ihr eine alte Frau. Sie stellt sie mir vor und es ist Irma. Die 84 jährige, die den Jakobsweg schon 24 Mal gegangen ist.
Ich zolle Irma meinen Respekt und stelle mich vor. Irma ist aus Holland und sie sagt, dass sie das erste Mal den Jakobsweg im deutschen Fernsehen gesehen hat, da war sie noch ein Kind. Das hatte sie so gefesselt, das sie den Weg immer geht, wenn er sie ruft. Wahnsinn, und sie ist mit ihren 84 Jahren so klar im Kopf. So möchte ich auch im Alter sein. Nicht irgendwie vor mich hinvegetieren. Respekt liebe Irna, großen Respekt an dich. Bis nach Villamayor sind es noch 20km die werde ich ganz allein laufen und mit keinem reden. Die Sonne brutzelt also fange ich an, etwas zu tun , was ich immer mit den Jungs auf Malle mache, ich singe und reime. Das ganze ist sehr simpel. Kenn ihr das Lied Äquator aus den 90 bzw. 20.? Das geht so..... hey hombre, es ist mörderheiss hier, ich glaub ich brauch ein Ventilator. Jetzt musst du was finden, was dich auf Ventilator reimt. Zb. Gartenmotor, Garagentor, Vibrator, jetzt im Chor. Mal sehen was euch noch do einfällt. So kann man halt auch die Zeit totschlugen. In Redecilla del Camino gehe ich an einem Pilgerbüro vorbei und bitte die Dame, mir 5 Betten in Villamayor zu reservieren, was sie auch direkt für mich erledigt. So was zu schlafen haben wir, das ist schon mal die halbe Miete. Trotzdem noch 11km bin zum heuten Ziel. Dann kurz vor Villamayor holt mich Heather ein und wir suchen gemeinsam die gebuchte Herberge. Die Herberge ist zwar etwas versteckt aber wir finden Sie nach einer extra Runde durch die Stadt. 5€ das Bett und 8€ für ein 3 Gänge Menü. Hammer, nehmen wir 5x. Joe ist mittlerweile auch da. Joe ist auch aus England wie Heather. Er geht den Weg um Gott näher zu kommen und vielleicht eine gläubige praktizierende Frau kennenzulernen. Joe ist superwitzig. Er ist auch aus Liverpool wie Heather aber seinen Dialekt verstehe ich nicht ganz so gut. Joe gibt sich aber immer schön viel Mühe wenn er mit mir redet. Ich mag Joe, echt ne coole Socke. Mal noch am Rande erwähnt.... Joe hat 8 T-shirt’s dabei ich glaube 8 Baseballkappen, 8 Unterhosen und keine Ahnung wieviel Hosen. Sein Rucksack muss schwer wie Blei sein. Neu dabei im Team Camino ist auch Kieran. Er ist 22 und Neuseeländer. Studium zu Ende und reist jetzt in der Weltgeschichte rum.
Wir bekommen ein 5 Bettzimmer und beziehen unser heutiges Quartier. Alles sehr sauber und pragmatisch eingerichtet. Zum Abendessen gibt es Suppe, Kotelett mit Salat und Pommes, zum Nachtisch einen Jogurt. Luis bestellt noch eine Flasche Wein und während die, die Flasche entleeren, rufe ich in Deutschland an und gebe ein Lebenszeichen. Danach gehts ins Zimmer und noch ein wenig mit den anderen quatschten, bevor alle außer mir dann gleich einschlafen. Ich schreibe noch ein wenig von meinem eindrücken des Tages auf und dann mache auch ich meine Äuglein zu, in diesem Sinne,
Buenas noches amigos.
Ach, was für Hype? Kein Problem, ihr könnt ihn haben
Denn nicht der Hype, nein, mein Wille füllt meinen Magen
Nimm die Awards, die Preise und die Platten
Denn am Ende zählen nur noch deine Taten, Bra
Capital Bra/ Benzema