08.05.19
Villamayor del Rio - Ages 32km
5:30 Uhr draußen stürmt es und für heute ist Regen gemeldet. Trotzdem kein Grund um nicht aufzustehen. Die ganze Truppe wird von mir, wie jeden Morgen mit Licht an und einem „get up, stand up“ geweckt. Was lustig ist, dass niemand kreischt oder schimpft, nein sie singen alle mit und stehen auf. Frischmachen und raus, Kaffee und Sandwiches gibt es wie immer unterwegs. Es ist extrem winding aber erstmal kein Regen in Sicht. Vorsichtshalber packe ich meinen Rucksack in den Regencover, ich habe aus meinen Fehlern gelernt. Auch mein knallgelber Poncho hängt am Rucksack und ist nicht im Rucksack. Nach 3km der erste Stopp. Luis, Kieran und ich gehen in eine Café und bestellen uns Kaffee, frischen Orangensaft, Croissant und einen Apfel für 4€, guter Kurs wie ich finde. Heather und Joe wollen nichts und gehen weiter. Oh F.... der warme Kaffee tut gut, draußen ist es so windig und kalt einfach unangenehm. Es sieht auch immer mehr nach Regen aus, also wenn es gleich rausgeht, Jacke aus und Poncho an. Nicht wieder warten bis alles nass ist. In dem Poncho sehe ich aus wie ein Vollpfosten aber ich muss pragmatisch denken, Schönheit interessiert hier nicht. Ich weiß was ihr denkt und das aus meinem Munde. Also den Poncho überziehen und weiter geht es. Das heutige Ziel ist nicht bekannt nur soviel, dass wir es morgen nicht mehr so weit nach Burgos haben. St. Juan oder Arges sind mal anvisiert. Bei dem Wind wird was keine leichte Angelegenheit. Ich fühle ich mich wie ein gelber großer Drache. Wenn jemand ein Seil an mir festmacht hebe ich ab.
Erst ist der Weg asphaltiert und führt über eine stark befahrene Landstraße danach gehts durch ein Waldgebiet. Regen, Wind und Sonne wechseln sich immer ab, aber immer wenn ich den Poncho anhabe, scheint die Sonne und wenn ich den Poncho ausziehe beginnt es zu regnen. Ich lass das Ding jetzt einfach an, egal ob Sonne, Regen oder Wind. Irgendwo mitten im Wald treffe ich auf eine Frau im roten Poncho. Wie immer wünsche ich einen buen Camino. Sie so „ psssst, kannst du den Wind hören?“ ich so...... ok Vedat geh schneller, noch schneller, bevor sie noch Hackfleisch aus dir macht. Alter was glaubst du, was ich den ganzen Tag schon höre??? Nix außer den Wind, der mir um die Ohren pfeift. Blöde Nuss, nimm weniger Drogen zu dir, wenn du es nicht verträgst. An einem Schild sehe ich noch 9km bis San Juan de Ortega, F..... man, ich habe das Gefühl, dieser Weg nimmt heute kein Ende. Der Wind so heftig, ich werde von einer Seite des Weges auf die andere geschubst. In San Juan entscheiden wir doch noch die 4km mehr nach Ages zu gehen. Die Herberge ist günstig und wir sind näher an Burgos.
Heather und Joe sind vorne und buchen für uns vorab das Zimmer. Kurz nach den zwei bin ich auch da. Die Herberge hat nur ein Zimmer und 36 Betten. Das kann ja was werden. Es wird sich bestimmt den Einen oder Anderen Schnarcher finden.
Und genau so kommt es dann auch. Nach dem Abendessen gehts für alle ins Bett. Der Tag war anstrengend und der Wind hat mich sehr viel Energie gekostet. Während ich in meinem schönen komfortablen Hochbett liege, fängt der Kollege vor mit links oben an zu sägen aber hast du nicht gehört. Da wünscht man sich die Schnarcher von vorher wieder zurück. Das Beste..... er redet auch noch im Schlaf. Als ich und vermutlich auch alle andern dachten es sein endlich vorbei, gehts weiter mit dem Schnarchen, kurze Zeit später kommt zum Schnarchen noch ein“ is that yours“ dazu. Ich lieg in meinem Bett und schmeiß mich weg vor lachen. Meine Bauch schmerzt vor Lachen
Ohne Kopfhörer komme ich heute wohl nicht aus. Dann wird halt die Gutenachtlektüre von Hape- ich bin dann mal weg. Zwischendurch höre ich ein paar Leute schnarchen und einer furzt als gebe es keinen Morgen mehr.... naja wenn der so weiter furzt, trifft das auf die meisten auch zu. Die Überlebenschancen sind gering. Jetzt ist mir auch alles egal. Es ist nach 0 Uhr ich bin müde und will schlafen, in diesem Sinne buenas noches amigos
Oft liegt das Ziel nicht am Ende des Weges, sondern irgendwo an seinem Rand.“ Ludwig Strauss