15.05.19
Nochmals danke für die tollen Einträge. Ich freu mich riesig sie zu lesen. Hätte nicht gedacht, wer den Blog alles so liest.
Ganz liebe Grüße gehen an Waldi, herzlichen Glückwunsch du frisch gebackener Papa. Jetzt beginnt erst der Ernst des Lebens, vertrau mir.
Bin leider 4 Tage im Verzug aber ich gelobe Besserung.
Puente Villarente - Leon 13km
Ich habe gestern Abend noch ein Apartment gebucht. 84€ für zwei Tage im Zentrum von Leon, mega. 200m bis zur Kathedrale von Leon. Jetzt muss ich nur noch dorthin kommen. Mein Bein schmerzt immer noch und zwar nicht zu wenig. Ich könnte mich kaputt ärgern, aber das bringt mir auch nicht, außer verschwendete Energie und ich bin ja hier um positive Energie aufzunehmen. Komm Vedat, raus aus den Federn, Leon wartet auf uns. Ich werde heute mal ohne Musik auf den Ohren gehen und mal meine innere Stimme justieren, gestern hat sie kläglich versagt. Hoffe das kommt nicht mehr vor, ich möchte im Einklang mit ihr sein. Jetzt rede ich schon wie einer, der einen an der Waffel hat. Wie hat mal ne nette Person gesagt „ Schizophrene sind nie allein“ Hammer Spruch, den habe ich nie mehr vergessen. Nein versprochen, ich bin noch nicht durchgeknallt, noch nicht.
Auf dem Camino Richtung Leon treffe ich dann auf Baudi. Baudi ist 70, gefühlt nur 1.50 groß und Kontrolleur. Er geht die Strecke bis nach Leon ab und guckt ob alle Markierungen vorhanden sind und nach dem Zustand des Weges. Er quatscht mich an und fragt ob ich Italiener bin. Really? Schon wieder? Vielleicht sollte ich mir so eine deutsch/türkische Flagge an den Rucksack nageln. „Nein ich bin aus Alemania sag ich“ No, no yo solo hablo español“ sagt er. Na super denk ich mir und ich nur deutsch, englisch und türkisch. Aber Baudi hat Redebedarf und beginnt von seinen Job zu erzählen. Mal sehen wie weit mich mein Duolingo spanisch bringt. Er redet davon, dass er viele der Markierungen gezeichnet hat und macht Fotos von Stellen an denen der Weg erneuert werden muss. Wusste gar nicht das es solche Kontrollen gibt. Besonders stolz ist der kleine quirliger Spanier auf seine Söhne. Einer von ihnen arbeitet als Laborant für einen großen Pharmakonzern. Wollt ihr raten für wen? Zwei Tage hintereinander Boehringer?
Mich wundert bald nichts mehr. Im fällt auf, das ich manchmal hinke“ tranquilo, tranquilo“ Mir fällt heute das erste Mal auf, wieviel Koreaner auf dem Jakobsweg unterwegs sind. Ich hatte gelesen, dass der größte Teil der Pilger aus Spanien kommt, an zweiter Stelle, Deutschland. Dieses Jahr ist Korea definitiv an zweiter Stelle. Baudi fragt sagt“ Hauptstadt Spanien? Madrid! Hauptstadt Deutschland? Berlin! Hauptstadt Korea? Santiago de Compostela! So viele Koreaner meint er, so viele. Er läuft mit mir bis nach Leon. Gemeinsam trinken wir noch einen Kaffee, bevor ich humpelnd in das Zentrum der Stadt gehe. Ich bin wirklich froh, wenn ich das Bein in die warme Wanne bekomme. Um kurz vor 12:00 Uhr stehe ich vor der Kathedrale, welch ein Anblick. Ich werde sie mir nachher genauer ansehen, erst mal treffe ich mit der Vermieterin des Apartments. Ist nicht ganz easy das Haus zu finden aber schlussendlich, nach etwas suche stehe ich davor. Es ist im 2 Stock und besitzt sogar einen Aufzug. Wow i like it. Ich habe eine Wanne eine volleingerichtete Küche mit Waschmaschine, Kingsize Bett und ein Wohnzimmer. Ging es bei dem Trip nicht auch um Verzicht? Doch schon, aber wäre ich in eine Albergue, hätte die mich ca.20€ pro Nacht gekostet. Die Herberge muss man jeden Morgen verlassen, da man nur eine Nacht darin verbringen darf. Kein eigenes Bad/Toilette, keine Waschmaschine. Das gönne ich mir aber einfach. Nachdem die Frau weg ist, werfe ich alle Klamotten in die Waschmaschine, außer die Sachen für heute Abend natürlich. Heute Abend ziehe ich mit Marc um die Häuser. Ein paar Bier, ein wenig Tapas und Pinchos. Ich muss sagen, Leon ist eine Reise wert. Schöne Stadt, mit einem guten Nachtleben. Überall kleine Bars und Kneipen. Wir treffen auf Cindy und Myrthe, die Beiden aus Sahagun. Die Zwei möchten mal was anders essen, als immer diese Pilger Menüs, sowas wie Burger. In einen Restaurant in der Altstadt werden wir dann fündig. Ich möchte gerne etwas traditionelles zu essen. Für die Mädels gibt also Burger und für mich Kichererbsen mit Gambas. Das Restaurant ist preislich etwas anders eingesiegelt als die, in die wir normalerweise besuchen. Was aber nicht heißt, dass das Essen auch besser ist. Cindy isst ihren Burger nicht ganz und Myrthe lässt auch einen Teil des Burgers auf dem Teller. Meine Kichererbsen sind ok aber jetzt nicht der burner. 17€ mit einem Bier ist sie definitiv nicht wert. Marc hat außer Bier nichts bestellt, er möchte lieber Tapas haben. Recht hat er, hätten wir auch mal besser gemacht. Nicht ärgern, bringt nichts. Location wechseln. Es geht in eine Bar/Restaurant in der Marc schon mal war. Hier trinken wir Cuba Libre und essen ein bisschen Fingerfoot. Allzu lang machen wir dann doch nicht, denn Marc möchte morgen weiter auf dem Camino. Es ist schon seine zweite Nacht in Leon. Myrthe und Cindy gehen auch zurück in ihre Herberge, denn auch sie möchte morgen wieder weiter wandern.
Dank Google Maps finde ich dann auch mein Apartment. Ich schon was ganz anderes in einem riesigen Bett zu schlafen als in den Betten in den Herbergen. Und das Beste ist halt die Wanne. In die lege ich mich morgen wieder. Jetzt wie zuhause, Couch Fernseher an und pennen. In diesem Sinne buenas noches amigos.
Für ein gutes Tischgespräch kommt es nicht so sehr darauf an, was sich auf dem Tisch, sondern was sich auf den Stühlen befindet.
Walter Matthau